Geschichte der Frühen Neuzeit
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Stefanie Gänger (Köln): Die Geheimnisse der Anderen. Indigenes Wissen, Naturkunde und Neue Welten um 1800

Vortrag im Rahmen des Oberseminars Frühe Neuzeit

07.05.2018

 

gänger_pflanzeDer Topos des verschlossenen Indigenen, nur widerwillig bereit, seine „vortrefflichen“, „empirischen“ Kenntnisse der Botanik, Medizin, Agronomie und anderer naturkundlicher Wissensbereiche mit Außenstehenden zu teilen, ist einer der ältesten und langlebigsten Bestandteile herkömmlicher Weisheit über die Bewohner der Neuen Welt – eine Obsession, „fixiert in einem diskursiven Muster“ (N. Majluf) die sich bis in die Anfänge der spanischen Kolonialzeit zurückverfolgen lässt und die bis in die Gegenwart in der gelehrten und gebildeten, europäischen wie amerikanischen, Öffentlichkeit immer und immer wieder repetiert und wiederbelebt worden ist. Aber wenngleich zahlreiche Studien sich in jüngerer Zeit mit dem ein oder anderen Aspekt indigenen Naturwissens befasst haben – mit dessen stereotypem Charakter, profitabler Kommodifizierung oder vorurteilsbehafteter Ablehnung – so wissen wir doch kaum etwas über die Ursprünge und die Geschichte des geheimnisvollen indigenen Naturkenners als epistemische Kategorie. Der Vortrag ist befasst mit der Genealogie dieses weitverbreiteten und langlebigen Gemeinplatzes, der, wie so vieles, während der Sattelzeit – der Jahrzehnte um 1800 – seine moderne, globale Form fand. Der Vortrag zeigt, dass der Topos, ähnlich wie andere Archetypen des Indigenen – derjenige des Kannibalen, des genügsamen, indolenten Indigenen oder des „Indianers“ als Inbegriff ökologischer Vernunft – einen historisierbarer, kulturellen Diskurs über die Neue Welt darstellt, dessen Wurzeln in biblischen, antiken und humanistischen Konzeptionen der Alten Welt zu suchen sind.

 

  • Zeit: 16-18 Uhr c.t.
  • Ort: Historicum, Raum K 401