Geschichte der Frühen Neuzeit
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Eusebius von Caeserea

(um 260-339)

Eusebius von Cäsarea (* um 260 in Palästina, † (nach dem syrischen Martyrologium) 30. Mai 339) war ein Schüler des Presbyters Pamphilus, der sich als Leiter der Katechetenschule in Cäsarea um die Bibliothek und den literarischen Nachlaß des Origenes große Verdienste erworben hat. Er wurde der Nachfolger seines Lehrers, der nach zweijähriger Haft 309 als Märtyrer starb, und 313 Bischof von Cäsarea. Eusebius war wie Pamphilus ein begeisterter Anhänger des Origenes und gewann durch seine wissenschaftlichen Arbeiten die Gunst des Kaisers Konstantin I., des Großen. In dem Arianischen Streit spielte er eine nicht unbedeutende Rolle. Er wurde 324 von der Synode in Antiochien exkommuniziert, weil er sich für Arius einsetzte, der als Presbyter an der Baukaliskirche in Alexandrien 318 auf der von fast 100 Bischöfen aus Ägypten und Libyen besuchten Synode in Alexandrien von Alexander von Alexandrien exkommuniziert worden war. Konstantin I., dem im Interesse des Reiches sehr daran lag, die durch dogmatische Zwistigkeiten bedrohte Einheit der Kirche aufrechtzuerhalten, berief 325 die erste ökumenische Synode nach Nicäa (Bithynien). Zwei kleine Gruppen bildeten sich um Arius und Eusebius von Nikomedien und um Alexander von Alexandrien und seinen Diakonen Athanasius. Die Mittelpartei unter Führung des Eusebius, geeint durch Festhalten an Origenes, war die größte. Ein von Eusebius von Nikomedien ausgearbeitetes Bekenntnis, das für den Arianismus entschieden eintrat, wurde von der Mehrheit der Bischöfe schroff abgelehnt. Eusebius setzte es durch, dass sein eigenes Taufsymbol die Grundlage des neu zu bildenden Bekenntnisses wurde. Alexander von Alexandrien und Hosius von Córdoba verlangten die Aufnahme des Begriffs der Wesenseinheit des Sohnes mit dem Vater ("mit dem Vater wesenseins") und anderer antiarianischer Stichworte ("gezeugt, nicht geschaffen" und "aus dem Wesen des Vaters") in das Glaubensbekenntis sowie die ausdrückliche Verdammung der charakteristischen arianischen Formeln. Mit Hilfe Konstantins I. setzten sie ihre Forderungen durch. Auf Drängen des Kaisers ließ sich Eusebius bewegen, das Nicänische Glaubensbekenntnis zu unterschreiben, er war aber in den weiteren dogmatischen Auseinandersetzungen ein Gegner des Nicänums und des Athanasius. Die Gegner des Athanasius redeten dem Kaiser ein, Athanasius sei der Störenfried und müsse darum beseitigt werden. So willigte Konstantin I. ein, daß auf einer Synode gegen Athanasius verhandelt würde, bevor man in Jerusalem zur Einweihung der Grabeskirche zusammenkäme, und forderte Athanasius auf, im Sommer 335 vor der Synode in Tyrus zu erscheinen. Die Anhänger des Meletius von Lykopolis waren seine Kläger, die Anhänger des Eusebius von Nikomedien seine Richter. Da die Verhandlungen der Synode für Athanasius ungünstig verliefen, verließ er heimlich Tyrus und reiste nach Konstantinopel, damit der Kaiser ihm sein Recht verschaffe. Die Synodalen begaben sich von Tyrus nach Jerusalem, wo sie ihre Beratungen fortsetzten. Athanasius erreichte von Konstantin I., dass die Synodalen an den Hof geladen wurden. Eusebius von Nikomedien, Eusebius, Theognis von Nicäa, Patrophilus von Skythopolis und die Führer der abendländischen Arianer Ursacius von Singindunum (heute Belgrad) in Mösien und Valens von Mursa (Pannonien) leisteten der Vorladung Folge. Sie klagten Athanasius politischer Umtriebe an und erreichten, dass Konstantin I. ihn ohne Verhör Ende 335 nach Trier verbannte.

Zum Werk

Eusebius gilt als der bedeutendste Geschichtschreiber des christlichen Altertums. Die beiden großen Werke, die Chronik und die Kirchengeschichte, verschafften ihm den Ehrentitel "Vater der Kirchengeschichte". Die gewöhnliche "Chronik" zerfällt in zwei Teile, der erste bietet eine nach Völkern geordnete Chronologie auf Grund ihrer historischen Quellen, der zweite eine synchronistische Darstellung der Weltgeschichte in Parallelkolumnen. Seine bis 324 reichende Kirchengeschichte ist als geschichtliche Quelle einzigartig wertvoll; sie enthält wichtige Akten und Urkunden und zahlreiche Zitate aus jetzt verlorenen altchristlichen Schriften und gilt als durchaus zuverlässig. Eine Ergänzung bietet seine Vita Constantini, ein rhetorischer Panegyrikus auf den Kaiser, der aber wegen der vielen Aktenstücke von großem Wert ist. Erwähnt sei noch eine Schrift über die Märtyrer in Palästina während der Christenverfolgung unter Diokletian. Seine exegetischen Schriften, von denen nur wenig mehr vorhanden ist, lassen seine Abhängigkeit von Origenes erkennen.

Die Chronik, der Archetypus aller Tabellengeschichten, wurde durch den Kirchenvater Hieronymus (347—420) vom Griechischen ins Lateinische übersetzt. Diese auch als Hieronymus-Chronik bekannte Übersetzung erlebte über das ganze Mittelalter hinweg zahlreiche Abschriften und Erweiterung durch Prosper von Aquitanien (390—455), Matteo Palmieri Fiorentino (1406—1475) uns Mattia Palmieri Pisano (1423—1483), wobei die Tabellenform, wenn auch in verschiedenen Varianten, stets erhalten blieb. 1475 wurde die Chronik nach dem Layout eines heute in Oxford befindlichen Manuskripts (Merton 315) aus dem 9. Jahrhundert von Boninus Mombritius ediert und bei de Lavagnia in Mailand gedruckt. Johannes Lucilius Santritter edierte eine neue Palmieri-Version 1483 (erschienen bei Ratdolt in Venedig) und 1512 erschien schließlich eine Eusebius-Chronik, herausgegeben von Johannes Multivallis, in Paris, die bis zum Erscheinungsdatum vom Herausgeber erweitert wurde. Zwei weitere Ausgaben erschienen in Paris bei Henri Etienne 1518 und bei Heinrich Petri in Basel herausgegeben von Johannes Sichard in den Jahren einzeln 1529 und 1536 (die Heinrich Glarean verbesserte und erweiterte) sowie innerhalb des Gesamtwerks 1542, 1549, 1559, 1570 und 1579 mit einer Nachführung bis 1549 (vgl. Hieronymus 2003).

Die für die Frühe Neuzeit maßgebliche Edition stammt von Joseph Justus Scaliger und ist in seinem "Thesaurus temporum" von 1606 enthalten. Für die moderne Zeit gilt die von Rudolf Helm besorgte Edition von 1956 als Referenz.

Ausgewählte Veröffentlichungen:

  • Chronicon Eusebii, a sancto Hieronymo latine versum et ab eo, Prospero Britannico et Mattheo Palmerio continuatum. Edidit B. Mombritus. Mailand: P. de Lavagnia, 1475.
  • Chronicon Eusebii, a sancto Hieronymo latine versum et ab eo, Prospero Britannico et Matthaeo Palmerio continuatum, editum cura C. L. Johannis Hippodami. Venedig: E. Ratdolt, 1483. > zur digitalisierten Vollversion
  • Evsebii Cesariensis Episcopi Chronicon: quod || Hieronymus presbyter divino ejus in- || genio Latinum facere curavit/ & usque in Va- || lentem Caesarem romano adjecit eloquio. || Ad quem & Prosper & Mattheus Pal- || merius et Matthias Palmerius/ demum || & Johannes Multivallis com- || plura que ad hec usque || tempora sub- || secuta || sunt || adjecere.|| Henricus Stephanus [A la fin:] Absolutum est in alma Parisiorum Academia hoc Eusebii Caesariensis de temporibus chronicon ... per Henricum Stephanum ... nec non ejusdem et Jodoci Badii in hoc opere sociorum parvis expensis, anno... millesimo quingentesimo duodecimo, idibus vero junii. Paris: Henricus Stephanum, 1512. > zur digitalisierten Vollversion
  • Evsebii || Cesariensis Episcopi Chronicon: quod || Hieronymus presbyter divino ejus ingenio latinum facere curavit et usque in Valentem Caesarem romano adjecit eloquio, ad quem et Prosper et Mattheus Palmerius et Matthias Palmerius, demum et Johannes Multivallis complura que ad hec usque tempora subsecuta sunt adjecere. Henricus Stephanus [A la fin:] Absolutum est in alma Parisiorum Academia hoc Eusebii Caesariensis de temporibus chronicon ... per Henricum Stephanum ... nec non ejusdem et Jodoci Badii in hoc opere sociorum parvis expensis, anno... millesimo quingentesimo duodecimo, idibus vero junii. Paris: Henricus Stephanum, 1518. > zur digitalisierten Vollversion
  • Endamus Chronicon divinum plane opus eruditissimorum autorum, repetitum ab ipso Mundi initio, ad annum usque salutis M.D.XI. Eusebii Pamphili Caesariensis, D. Hieronymo interprete. D. Hieronymi Presbyteri. Prosperi Aquitanici. M. Aurelij Cassiodori Patricij Rom. Hermanni Contracti Comitis Veringen. Matthaei Palmerij Florentini. Matthiae Palmerij Pisani. Partim nunc a nobis inventum & editum, partim a mendis, quibus laborabat plus quam cuiquam creditu facile est, summo studio & diligentia repurgatum. Basel: Heinrich Petri 1529. > zur digitalisierten Vollversion
  • Habes Opt. Lector Chronicon opus felicissime renatum infinitis membris emendatis exactiusque conformatis, & adiectis multis quibus antehac caruerat annis, perfectum: omnibus omnium, quas vocant, facultatum professoribus non solum utilissimum, sed & maxime necessarium, in quo divinitus est scriptum, & plusquam humano iudicio distributum quicquid magnum & memorabile per Deum Opt. Maximum rerum omnium rectorem, & per miseros mortales cum mortalibus, a mundo creato usque ad hunc annum, est gestum. Non autem duximus vulgares quosvis inserendos autores, sed eos duntaxat qui extra aleam iure eruditionis a doctis habentur, nempe: Eusebium Pamphilum Caesariensem, D. Hieronymo interprete. D. Hieronymum Presbyterum. Prosperum Aquitanum. M. Aurelium Cassiodorum Patricium Rom. Hermannum Contractum Comitem Veringen. Matthaeum Palmerium Florentinum. Matthiam Palmerium Pisanum. Eruditissimos & alios duos viros, qui res gestas ad tempora usque nostra extenderunt. Basel: Heinrich Petri 1536. > zur digitalisierten Vollversion
  • Eusebii Pamphili Caesariensis, viri ut sanctissimi, ita multivaria rerum & divinarum, & humanarum cognitione clarissimi Opera, quae magna hactenus doctorum virorum industria, perlustratis diligenter instructissimis passim locorum Bibliothecis, inveniri potuerunt: omnia castigatiora & locupletiora, quam antehac unquam, edita: quorum Catalogum versa haec pagella, una cum eorum interpretibus continet. Basel: Heinrich Petri 1549. > zur digitalisierten Vollversion

Weiterführende Literatur:

  • Carriker, Andrew: The library of Eusebius of Caeserea. Leiden 2003.
    Chesnut, Glenn F.: The first Christian histories: Eusebius, Socrates, Sozomen, Theoderet and Evagrius. Macon 1986.
  • Cunningham, Michael: Eusebius. New York 1974.
    Dempf, Alois: Der Platonismus des Eusebius, Victorinus und Pseudo-Dionysius. München 1962.
  • Foakees-Jackson, Frederik J.: Eusebius Pamphilii, bishop of Caesares in Palestine and first christian historian. A study of the man and his writings. Five Essays. Cambridge 1933.
  • Grafton, Anthony; Williams, Megan: Christianity and the Transformation of the Book: Origen, Eusebius, and the Library of Caesarea. Erscheint voraussichtlich Ende 2006.
  • Helm, Rudolf: Eusebius' Chronik und ihre Tabellenform. Berlin 1924.
  • Hieronymus, Frank: Griechischer Geist aus Basler Pressen, hg. und für das Internet aufbereitet von Christoph Schneider und Benedikt Vögeli. Basel 2003. > Weiterleitung (UB Basel)
  • Inowlocki, Sabrina & Zamagni, Claudio (Hgs.): Reconsidering Eusebius: Collected Papers on Literary, Historical, and Theological Issues. Leiden 2011.
  • Kelly, Christopher: The Shape of the Past. Eusebius of Caesarea and Old Testament History. Unclassical Traditions (2010) 1. S. 13—27. Laqueur, Richard: Eusebius als Historiker seiner Zeit. Berlin 1929.
  • Louth, Andrew: Eusebius and the Birth of Church History, in: Young, Frances & Ayres, Lewis & Louth, Andrew: The Cambridge History of Early Christian Literature. Cambridge 2004. S. 266—274.
  • Mosshammer, A. Alden: The Chronicle of Eusebius and Greek Chronographic Tradition. Lewisburg 1979.
  • Schöne, Alfred: Die Weltchronik des Eusebius. Berlin 1900.
  • Verdoner, Marie: Narrated Reality. The « Historia Ecclesiastica » of Eusebius of Caesarea. Frankfurt am Main 2011.


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