Geschichte der Frühen Neuzeit
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Maestlin, Michael

(1550-1631)

Michael Maestlin [auch Moestlin] (* 30. September 1550 in Göppingen, † 20. Dezember 1631) besuchte die Königsbronner Klosterschule und studierte ab 1568 in Tübingen Mathematik und Theologie. Dort hörte er bei Philipp Apian, dem für seine kartographischen Arbeiten bekannten Mathematiker. Dank seiner Anregung studierte Maestlin nun auch Astronomie. 1571, nach Beendigung seiner Studien, vertrat er seinen Lehrer Apian als Repetent und vermutlich vertrat er ihn auch 1572 an der Universität Eslingen, wo er astronomische Oberservationen vornahm. Eine anschließende Reise nach Italien ist wahrscheinlich. 1576 wurde er auf Geheiß Herzog Ludwig von Württemberg Diakon in Baknang. Hier hatte er ausreichend Zeit, sich weiteren Studien zu widmen, so dass er bei gelehrten Männern bald Aufmerksamkeit erregte und der Kurfürst von der Pfalz bat den Herzog Ludwig von Württemberg, Maestlin an seine Hochschule in Heidelberg kommen zu lassen. 1580 wurde er also an die Universität Heidelberg als Professor der Mathematik berufen. 1584 jedoch wurde er ebenfalls als Professor für Mathematik an die Universität Tübingen berufen. Maestlin erklärte als einer der Ersten das aschfarbene Licht des Mondes kurz nach Neumond als Erdschein. Ebenso erkannte er, dass Kometen keine sublunaren bzw. atmosphärischen Erscheinungen sind. Maestlin galt als Anhänger des heliozentrischen Weltbildes von Nikolaus Kopernikus und war wichtigster Lehrer und zugleich Freund von Johannes Kepler, den er mit der heliozentrischen Planetenordnung des Kopernikus bekannt gemacht hat. Er unterhielt mit seinem Freund und Schüler bis zu seinem Tode Briefkontakt. Im Jahre 1961 wurde ein Mondkrater nach ihm benannt.

Zum Werk

Die 1642, also nach Mästlins Tod, in Lünburg erschienene "Synopsis chronologiae sacrae" ist ein von Johann Valentin Andreae verbessertes Tabellenwerk v.a. zur Geschichte des Alten Testaments. Die "Synoptica chronologia" ist ähnlich wie die "Synopsis" konzipiert, ist jedoch — ähnlich wie Martin Luthers "Supputatio annorum mundi" — so angelegt, dass zwischen zwei flankierenden Aussenspalten für die "Anni mundi der spatium historicum" für die historischen Ereignisse liegt.

Ausgewählte Veröffentlichungen:

  • Chrono- || logicae || Theses et Tabulae || breves contractaeqve: ad inve- || stiganda Tempora Historiarum & Epocharum potissima- || rum, praesertim Sacrarum; à Creatione Mundi, ad ultimam || Hierosolymorum vastationem, accommodatae: cum Exegesi || Quaestionum Chronologi- || carum: || Bobo Publico Editae || Studio & Curâ || Samuelis Hafenrefferi, || Philos. & Med. Doctoris. Tübingen: Philibert Brunnius, 1641.
  • Synopsis || chronologiae || sacrae, || Michaelis Maestlini || quondam mathematici || tu- || bingensis celeberrimi. || Cum harmonia vitae || Jesu Christi. || Accurante || Joh. Valentino Andreae. Lüneburg: Johann und Heinrich Stellar, 1642.
  • Synoptica || Chronologia || Michaelis || Moestlini, Mathe- || matici Tubingensis || insignis. Tübingen: Philibert Brunn, 1642.

Weiterführende Literatur:

  • Bialas, Volker: NDB Bd. 15, S. 644 f.
  • Granada, Miguela: Michael Maestlin and his unpublished treatise on the Nova of 1604, in: Journal for the History of Astronomy (2014) 45:1, S. 91-122.
  • Grasshoff, Gerd: Michael Maestlins's mystery. Theory building with Diagrams, in: Journal for the History of Astronomy (2012) 43:1, S. 57-73.
  • Günther: ADB Bd. 20, S. 575—580, u. Bd. 22, S. 795, Korrektur, Bd. 45.
  • Jarrell, R. A.: The life and scientific work of the Tübingen astronomer Michael Mästlin, 1550—1631. Diss. Toronto 1972.
  • Jaumann, Herbert: Art. Maestlin, Michael. In: Handbuch Gelehrtenkultur der Frühen Neuzeit. Bd. 1: Bio-bibliographisches Repertorium. Berlin, New York 2004. S. 427 f.
  • Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrten-Lexikon, Bd.3. 1751.
  • Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrten-Lexikon. Fortsetzungen und Ergänzungen von J.C. Adelung, Bd. 4. 1813.
  • Poggendorff, Johann C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch..., Bd. 1, 1863. S. 548.
  • Zinner, E.: Entstehung und Ausbreitung der Copernikanischen Lehren. Erlangen 1943, 2. Aufl. 1988.


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