Geschichte der Frühen Neuzeit
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Schrader, Christoph

(1601-1680)

Christoph Schrader (* 29. September 1601 in Rethmar, † 24. April 1680 Helmstedt) besuchte zusammen mit seinem Bruder Heinrich die Schule in Celle und Hannover. Ab 1621 nahm er sein Studium in Helmstedt auf. Er wohnte hier zunächst bei dem Professor Bertelmann, dann bei dem Theologen Georg Calixt, zu dessen tüchtigsten Schülern er bald gehörte. Er hörte bei den Philsosophen Konrad Hornejus, Diephold und Heidmann, letzterer unterrichtete Schrader auch in der Philologie. Durch Calixt erhielt er 1622 das Overbeck'sche Stipendium, das ihm ermöglichte neun Jahre kostenfrei zu studieren. Durch den Krieg 1625 vorübergehend vertrieben, begleitete er Matthias van Overbeck nach Leyden, wo er bei Daniel Heinfius und Gerhad Johann Wolfius seine Studien fortsetzte. Bei Constantin l' Empereur, Wilhelm Codde und bei zwei gelehrten Juden, David de Havo und David Haccoben de Lara lernte er Hebräisch. Nachdem er einige Zeit Prinz Roderich von Württemberg in Latein und Griechisch unterrichtet hatte, verzichtete er schließlich auf das Overbeck'sche Stipendium und trat vollständig in den Dienst des Prinzen, den er nach Den Haag begleitete. 1632 kehrte er nach Helmstedt, in das Haus von Calixt zurück. Bei einigen Adligen versah er das Amt des Hofmeisters und hielt schließlich auch Privatvorlesungen. 1635 wurde er Professor der Rhetorik der philosophischen Fakultät. 1637 heiratete er die einzige Tochter des Hemstedter Hebraisten Ernst Stifter, Margarethe Stifter. 1640 wurde ihm zusätzlich das Amt des Bibliothekars übertragen. Er war ein würdiger Vertreter des alten Humanismus, der seit Calixt in Helmstedt heimisch war. Seinen Vorlesungen legte er die Rhetorik des Aristoteles zu Grunde, die er dreimal in Griechisch und Latein herausgab und mit einem Kommentar erläuterte. 1648 erhielt er das neu geschaffene Amt eines Generalschulinspektors des Fürstentums Wolfenbüttel, das dann 1655 auch um die Dannebergischen und Blankenburgischen Schulen erweitert wurde. Seit 1660 betreute er zusätzlich die Inhaber des Beltheim'schen Stipendiums und die Hannoverschen Stipendiaten. Großer Anteil wird ihm an der Abfassung der bekannten Schulordnung vom 24.Februar 1651 zugeschrieben, die für die Entwicklung des braunschweigischen Unterrichtswesens und darüber hinaus von großer Bedeutung war. Anerkennung seiner Verdienste wurde ihm durch die Verleihung der Propstei Marienberg gegeben, in die er 1653 eingeführt wurde.

Zum Werk

Die Tabellengeschichten Christoph Schraders sind die erfolgreichsten des 17. und 18. Jahrhunderts. Die "Tabulae chronologiae a prima rerum origine" erschienen 1642/45 zum ersten Mal und daraufhin noch über 24 mal (1643, 1652, 1658, 1666, 1673, 1680, 1686, 1689, 1690, 1692, 1693, 1694, 1696, 1700, 1703, 1714, 1719, 1730, 1745, 1757 und 1765). Die "Tabulae chronologicae et genealogicae", 1686 zum ersten Mal gedruckt, hatten immerhin vier weitere Auflagen (1690, 1692, 1696 und 1700). Die Ordnung dieser Tabelle ist ziemlich einfach und trennt zunächst für die frühen Jahre nur politische Ereignis- von der sakralen Heilsgeschichte. Später wird dann auch nach Nationen, berühmten Männern etc. differenziert.
Die hier präsentierten Exemplare entstammen zum einen der Bayerischen Staatsbibliothek und zum anderen aus der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Gerade letztere sind wegen ihrer vielen handschriftlichen Benutzerspuren ein wichtiges Zeugnis der frühneuzeitlichen Unterrichtspraxis mit Tabellen. Schraders Tabellenordnung diente zahlreichen anderen ihm nachfolgenden Autoren als direktes Vorbild, die dessen System weiter ausbauten (Weise, Linker, Ulmann) oder schlicht kopierten (Rupertus).

Ausgewählte Veröffentlichungen:

  • Tabulae chron- || ologicae || a prima rerum origine || ad c. Iulii Caesaris || monarchiam & Tabulae chro- || nologicae || a nato christo || ad annum || M D C. Helmstedt: Henning Müller, 1652. > zur digitalisierten Vollversion
  • Tabulae || chronolo- || gicae || a prima rerum || origine ad natum || Christum || et inde || ad annum M DC LXXXIX. Helmstedt: Georg-Wolfgang Hammius, 1689. > zur digitalisierten Vollversion
  • Tabulae || chronolo- || gicae || a prima rerum || origine ad natum || Christum || et inde || ad nostra tempora. || Olim à || B. G. Th. Meiero || non una vice continuatae & auctae || jam vero à || Caspare Corbero || denuò revisae emendata, & ad annum || M DC XCVI. || productae. Helmstedt: Georg-Wolfgang Hammius, 1696. > zur digitalisierten Vollversion
  • Tabulae || chronologicae || et || genealogicae || regnorum regum- || que Europaeorum || Ab || Originibus fermè suis ad praesen- || tem annum || M DC XCVI. || productae, || Editio tertia correctior & auctior || Indicibus necessariis instructa. Helmstedt: Georg-Wolfgang Hammius, [1696]. > zur digitalisierten Vollversion

Weiterführende Literatur:

  • Bader, Karl: Lexikon deutscher Bibliothekare im Haupt- und Nebenamt bei Fürsten, Staaten und Städten. Leipzig 1925.
  • Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrten-Lexikon. Bd. 4. 1751.
  • Le Cam, Jean-Luc: La politique scolaire d'August Le Jeune de Brunswick-Wolfenbüttel et l'inspecteur Christoph Schrader 1635—1666/80. 2 vols. Wiesbaden 1996.
  • Le Cam, Jean-Luc: Justus Joachim Breithaupt als Schüler von Christoph Schrader und des Helmstadter Späthumanismus, In: Le cam, Jean-Luc (Hg.): Joachim Justus Breithaupt (1658—1732). Aspekte von Leben, Wirken und Werk im Kontext. Stuttgart 2011. S. 79—112.
  • Zimmermann, Paul: Art. Schrader, Christoph. In: ADB Bd.32. S. 422ff.


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