Geschichte der Frühen Neuzeit
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David Khunchukashvili (München): Astrologie und Apokalypse: zu astrologischen Sintflutprophezeiungen zwischen dem Heiligen Römischen Reich und der Moskauer Rus'

Vortrag im Rahmen des Oberseminars Frühe Neuzeit

27.04.2020

astronom.handIn den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts schrieb der Mönch Filofej in einem Brief an einen guten Bekannten, den Beamten aus Pskov Misjur‘ Munechin, das Moskauer Reich sei das dritte und letzte Reich, das vierte werde es nicht geben. Damit proklamierte er das Großfürstentum Moskau zum letzten christlichen Reich, das bis zum Jüngsten Gericht bestehen bleiben werde. Diese Vorstellung ist zweifelsohne die bekannteste politisch-eschatologische Herrschaftsvorstellung der russischen Geschichte, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder mit neuem Inhalt gefüllt und an die Zeit angepasst wurde. Meistens wird in der Forschung der Entstehungskontext dieses Briefes übersehen. Und der führt ins Heilige Römische Reich, in dem die Judizialastrologie zu diesem Zeitpunkt ihre Blütezeit erlebte. Die Judizialastrologie beschäftigte sich überwiegend mit den apokalyptischen Prophezeiungen. Die wohl bedeutendste und zu diesem Zeitpunkt am meisten diskutierte solcher Prophezeiungen hing mit dem Jahr 1524 zusammen, für das einige Astrologen die zweite Sintflut vorhersagten. Wie diese Sintflutvorhersage, die das ganze Heilige Römische Reich ins Verwirren gebracht hat, mit der Entstehung der Vorstellung von Moskowien als dem letzten römischen Reich zusammenhing, wird das Thema des Vortrags sein.

  • Zeit: 16-18 Uhr c.t.