Anke Fischer-Kattner (München): Kaiser, König, Bischof und der listige Obrist - Das Wechselspiel der Mächte in der Festung Philippsburg während des Dreißigjährigen Krieges
Vortrag im Rahmen des Oberseminars Frühe Neuzeit
06.02.2017
Als Philipp Christoph von Sötern, der Bischof von Speyer, 1615 begann, seine Residenzstadt Udenheim mit einer modernen Bastionärsbefestigung auszustatten erregte er den Unmut des benachbarten Pfalzgrafen bei Rhein. Doch es war kaum abzusehen, dass die neue Festung, 1623 in Philippsburg umbenannt, zu einem so bedeutenden Zankapfel zwischen den Habsburger Kaisern und den französischen Königen werden würde, dass sie am Ende des 17. Jahrhunderts offiziell zur "Reichsfestung" wurde. Diese Entwicklung begann, als Obrist Caspar Baumberger, der Kommandant von Philippsburg, seinem Herrn im Sommer 1632 den Gehorsam verweigerte. Anstatt die Festung, wie vom Bischof angeordnet, in die Hände französischer Soldaten zu geben, bekannte Baumberger, sie für Kaiser und Reich halten zu wollen. Baumbergers Agieren auf dem rheinischen Kriegsschauplatz, vor allem eine spektakuläre Rückeroberung Philippsburgs (1635) nach kurzer französischer Besetzung, rückte die Festung immer stärker in den Fokus von Kaiser und französischem König. Durch ihr wechselvolles Schicksal im Dreißigjährigen Krieg wird sie zu einem Kristallisationspunkt für das Verhältnis von physischer Gewalt und Autorität.
- Zeit: 16-18 Uhr c.t.
- Ort: Historicum, Raum K 226