Geschichte der Frühen Neuzeit
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Frühe Neuzeit: Revisionen einer Epoche

Abschlusstagung des Sonderforschungsbereichs 573 'Pluralisierung und Autorität in der Frühen Neuzeit, 15.—17. Jahrhundert'

09.10.2011 – 12.10.2011

 

Zum Ende seiner elfjährigen Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft lädt der Sonderforschungsbereich 573 zu seiner Abschlusstagung, bei der es darum gehen soll, Erträge der gemeinsamen Arbeit und sich aus ihnen ergebende weiterführende Perspektiven der Frühneuzeitforschung zur Diskussion zu stellen.

Revisionen des Epochenprofils durch einen historisch trennscharfen kulturwissenschaftlichen Konzeptrahmen zu ermöglichen — so ließe sich das Programm der im SFB betriebenen interdisziplinären Forschungen auf eine kurze Formel bringen. Unter den Leitbegriffen Pluralisierung und Autorität wurde eine Heuristik erarbeitet, die sich von den (zumindest latenten) Teleologien vorgängiger Forschungsparadigmen abhebt. Im Vergleich mit Konzepten wie 'Rationalisierung', 'Säkularisierung', 'Sozialdisziplinierung' oder 'Modernisierung' bewährte sich diese Heuristik gerade darin, zunächst richtungsoffene und widersprüchliche Vorgänge auf allen Ebenen der frühneuzeitlichen Kultur zu erkennen und zu beschreiben: Pluralisierungen können immer auch mit Vereinheitlichungsschüben einhergehen; sie werden in der Frühen Neuzeit auf der Ebene der kulturellen Semantiken typischerweise mit Einheitsphantasmen bearbeitet und strukturell durch institutionelle Hemmnisse wie Zensur, obrigkeitliche Regulierung von Religion, 'polizeylichen' Ausschluss von Dissidenz und dergleichen erschwert. Autorität wiederum ist keineswegs als statisch gegeben zu verstehen, vielmehr stets als Arbeit an der Autorisation und Durchsetzung der eigenen Geltungsansprüche, die andere, konkurrierende Ansprüche bestreitet.

Für die Frühe Neuzeit ist typisch, dass Autoritäten auf Gegenautoritäten treffen, Entscheidungsträger miteinander in Konflikt liegen, Institutionen miteinander konkurrieren, Traditionen in Frage gestellt werden, unterschiedliche Modelle der Praxis entwickelt werden und die Ordnung der Disziplinen durch epistemische und mediale Umbrüche umgebaut wird. Das bedeutet, dass die Dynamik, die im Begriff der Pluralisierung steckt, auch den — vermeintlich statischen — Gegenhalt der Autorität ergreift, die ihrerseits mithin nie ohne Autorisierung zu denken ist. Gerade weil sich die Prozesse und Strukturen der Pluralisierung und Autorität je gegenseitig voraussetzen und hervortreiben, ermöglicht es dieser konzeptuelle Ansatz, die Eigenarten der Frühen Neuzeit differenzierter als bisher erschließbar zu machen. Re-Visionen der Epoche, die sich — im Großen wie im Detail — aus der 'Doppeloptik' Autorität und Pluralisierung ergeben, sollen im Rahmen der Abschlusstagung diskutiert und auf neue Forschungsfelder hin geöffnet werden.


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