Geschichte der Frühen Neuzeit
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Res publica. Praxis und Repräsentation der Guten Regierung in den protestantischen Städten des 16. und 17. Jahrhunderts

Finanziert durch den Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung.

Stadt_Lausanne

In seinem Regiment der loblichen Eydgnosschaft (1576) vertritt Josias Simler die Überzeugung, dass die beste Form der Guten Regierung jene sei, in der ein Kollektiv, dessen Mitglieder geschworen haben, sich allein dem Wohl der Gemeinschaft zu verschreiben, die öffentlichen Geschäfte lenken. Dieses Prinzip war schon im Mittelalter von manchen Denkern verteidigt worden, so etwa von Marsilius von Padua und Coluccio Salutati, und später von Autoren wie Paul Busius, die das politische Gedankengut eines Jean Bodin und dessen Vorstellung von der Alleinherrschaft des Fürsten ablehnten, galt ihnen doch das republikanische Modell als Ideal der Guten Regierung. Die Macht sollte nicht einem einzelnen obliegen, sondern von den tugendhaftesten und kompetentesten Männern der Gemeinschaft ausgeübt werden. Verwirklicht war dieses Ideal im 16. und 17. Jahrhundert insbesondere in den freien Reichsstädten und in den Städten der Eidgenossenschaft; hier waren alle Mitglieder der Gemeinschaft an den wichtigen Entscheidungen beteiligt, lag das Gemeinwohl doch in den Händen der gewählten Obrigkeit, die als Garantin der Freiheitsrechte und des Friedens galt. An drei Beispielen, den Städten Nürnberg, Ulm und Bern, wird im Projekt die Frage der konkreten Auswirkungen eines für die Städte charakteristischen städtisch-bürgerlichen Ethos neu diskutiert. Zwar war dieses geprägt von der Wiederentdeckung des römischen Rechts und juristischen Überlegungen; es nährte sich jedoch auch aus einer Fülle von Praktiken des Guten Regierens, die nicht einfach zu theoretisieren sind, wurden sie doch von den Akteuren durch immer neues Experimentieren im Laufe der Zeit allmählich entwickelt. Dies ergab sich aus der Notwendigkeit, die eigene Legitimität immer wieder unter Beweis zu stellen, die vielfachen Angriffe auf das Regierungsmodell der Räte zu kontern und den Machtgelüsten der Nachbarn zu widerstehen. Im Projekt geht es also einerseits um Rituale wie Eidleistung, Wahl der Obrigkeit und Abstimmung zur Entscheidungsfindung, andrerseits um die Repräsentation der Praxis der Guten Regierung, wie sie in der Gestaltung des öffentlichen Raums sowie in bildlichen und literarischen Darstellungen zum Ausdruck kam.

Mehr Informationen: http://p3.snf.ch/project-183806 und https://miroirs.hypotheses.org/